Die Grundsatzentscheidung für Wachstumsoptionen im Emsdettener Westen hat hohe Wellen geschlagen, hat auch Befürchtungen geweckt. Aber was ist an häufig geäußerte Einwendungen dran?
1. Die Prognosen sagen, Emsdetten wächst nicht weiter. Wachstumsplanungen seien daher überflüssig. Nun, vor zehn Jahren sagten die Prognosen auch, die Geburtenzahlen würden weiter stark sinken. Das trat bekanntlich nicht ein. Politik handelt verantwortungsvoll, wenn sie verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten in Betracht zieht. Tatsache ist, dass es zur Zeit eine lange Bewerberliste für Baugrundstücke gibt.
2. Die Grünen wollen lieber zentrumsnahe Flächen in Bauland umwandeln. Die Idee ist so gut, dass wir sie schon vor fünfzehn Jahren hatten und seitdem auch umgesetzt haben. Dafür sprechen die Wohngebiete, die seither vor allem nördlich der Innenstadt auf ehemaligen Industrieflächen entstanden. Das letzte noch offene Gebiet ist östlich des Bahnhofs und wird bald umgesetzt. Danach ist das Potential für größere Entwicklungen erschöpft. Verstreute unbebaute Einzelgrundstücke decken keinesfalls den Bedarf.
3 Die Leute wollen heute gar nicht mehr so viel Auto fahren. Stimmt, den Trend stellen Meinungsumfragen schon länger fest. Der Haken: Der Autoverkehr sinkt trotzdem nicht. Auch wenn die Leute es ungern tun, müssen sie doch weiter zur Arbeit pendeln.
4. Aber wir können doch jetzt alle Homeoffice machen. Das können wir eben nicht, wenn wir in der Produktion, im Bau, der Gebäudeunterhaltung, in der Pflege, im Liefer- und Transportwesen und vielen anderen Tätigkeiten arbeiten.
Außerdem: Lobend über das Homeoffice äußern sich vor allem Leute mit viel Wohnfläche, die einen ordentlichen Schreibtisch haben und auch eine Arbeitszimmertür hinter sich schließen können. Auch das kann in den nächsten Jahren die Nachfrage nach bezahlbaren Eigenheimen befeuern.
5. In der Digitalwirtschaft benötigen wir keine Gewerbeflächen mehr. Tatsächlich werden wir auch weiter eine ganze Reihe materieller Produkte gebrauchen. Gerade der fast weltweite Frühjahrs-Lockdown verdeutlichte außerdem das Risiko, für alles auf weltweite Lieferketten angewiesen zu sein. Welche Form die Industrie des 21. Jahrhunderts annehmen wird, wissen wir alle noch nicht, ihre Wichtigkeit zu leugnen können wir uns jedoch nicht leisten.
6. Ganz ohne Vorratsplanung geht es nicht, aber noch nicht in meiner Nachbarschaft. Sorry, auf so etwas gibt es keine Antwort.
Abschließend: Zu Planen heißt nicht, dass morgen die Bagger anrücken. Noch weniger heißt es, dass etwas gebaut wird, für das kein Bedarf besteht. Sollten wir Emsdettener tatsächlich frohen Herzens in den bestehenden Häusern enger zusammenrücken, bleibt die Fläche eben länger als Reserve bestehen.