Deshalb selber Schulen putzen!

Die Reinigung der Schulen wieder durch städtische Beschäftigte vornehmen zu lassen, ist ein ehrgeiziges Vorhaben. Aber ist es auch nötig?

Ja. Die Privatisierung dieser Leistungen ist Teil einer neoliberalen Welle, nach der alles Privatwirtschaftliche automatisch besser sei. Die Erfahrung sah leider anders aus, vor allem, seit Schulen im Ganztagsbetrieb stärker beansprucht werden, während Reinigungsunternehmen ihren Profit auf Kosten der Beschäftigten machten.

Die Verwaltung sagt doch, alle wären zufrieden und niemand hätte sich beschwert!

Kunststück, wenn die Schulen wegen Corona erst zu sind und dann die Reinigungsintervalle (bis Ende dieses Jahres) erhöht werden. Außerdem erfährt die Verwaltung ja nicht von jeder Unzufriedenheit. Kinder werden sich nicht beschweren, wenn sie (nicht grundlos) annehmen, die Verschmutzung werde ihnen selbst angelastet. Lehrkräfte sind dem Dogma verpflichtet, dass Schulen miteinander im Wettbewerb zu stehen hätten und sich deshalb nach außen makellos zu präsentieren hätten. Da greifen sie im Notfall eher selbst zum Besen.

Und in anderen Städten wären sie auch mit der privatwirtschaftlichen Reinigung am glücklichsten!

Ach ja? Wir brauchen nur nebenan nach Greven (EV 18. November 2022) zu gucken, um zu sehen, dass es anderswo auch klemmt, wenn Ideologie der Vorrang vor dem Respekt für nützliche Arbeit eingeräumt wird. 

90 neue Stellen auf einmal? Ist das nicht wirklich zu ehrgeizig?

Die Zahl wurde von Verwaltung und CDU zur Abschreckung in den Raum geworfen. Der Antrag sagt ausdrücklich, dass eine Umstellung graduell erfolgen soll, wo ohnehin bestehende Verträge auslaufen. Vor jedem neuen Schritt sollen die Erfahrungen ausgewertet werden. Im Idealfall können damit Prozesse auch verbessert werden.

Wird nicht trotzdem einfach zu teuer? 

Durch Tarifvertrag und gesetzlichen Mindestlohn sollen die Personalkosten jetzt um 13% steigen! Das verringert einerseits den vermeintlichen wirtschaftlichen Vorteil der Privaten und zeigt gleichzeitig, wie gravierend die Beschäftigten bisher unterbezahlt wurden, allen Beteuerungen zum Trotze. Wenn Menschen im Reinigungsgewerbe aufstocken müssen oder andere Zusatzleistungen benötigen, ist das für die Stadt auf Dauer teurer – wenn auch an anderer Stelle.

War der Arbeitskreis zur Gebäudereinigung nicht überflüssig? Wurde da teure Arbeitszeit von Verwaltungsfachleuten nicht einfach verschwendet?

Leider ja. Allerdings sollte man dazu wissen, dass es die Verwaltung selbst war, die den Arbeitskreis vorgeschlagen hat und dann gleichzeitig durch seine Arbeitsweise, die nur Argumente zugunsten der Privatfirmen zuließ, faktisch wirkungslos machte. 

Müssen in schweren Zeiten dennoch nicht Sparsamkeitsargumente vor allem anderen stehen?

Dieses Argument höre ich nicht, wenn es um die Luftfilter in den Klassenräumen geht, deren Wirksamkeit technisch nicht unumstritten ist. Sauberkeit ist low-tech, aber ebenso wichtig für die Gesundheit unserer Kinder. Die Corona-Zeit sollte uns gelehrt haben, was wirklich systemrelevante Berufe sind und wen wir entsprechend achten und nicht ausschließlich als Kostenfaktor betrachten sollten. Schulen sind zentrale Orte des Lernens – durch den Unterrichtsstoff, aber vor allem durch das, was Kinder dort vorgelebt bekommen. Wenn unsere Kinder einst eine Zukunft des sozialen Miteinanders gestalten sollen, sollten sie dort lernen, dass in Sachen Sauberkeit Putzkräfte Respektpersonen sind, die auch von den Erwachsenen entsprechend geachtet werden.

Warum hat die Lokalpresse die Parteien und Verwaltung befragt, die ohnehin schon immer für die Auslagerung war, und die jetzigen Unternehmen, die damit einen Profit machen, aber nicht irgendwelche Putzkräfte selbst?

Tja, das muss man die Verantwortlichen besser selber fragen