Natürlich haben die Kritiker recht: Keine Stadt kann ihren gesamten Bestand an Altbauten von heute auf jetzt so barrierefrei umbauen, wie es wünschenswert wäre. Da müsse man auf Neubauten oder zumindest auf größere Sanierungsarbeiten warten, versicherten uns die Wächter über die Stadtfinanzen. Das haben wir gerne eingesehen.
Natürlich können wir nicht jeden Neubau ebenerdig bauen, zeigen die Stadtplaner. Dafür haben wir gar nicht genug Fläche, und gerade bei Schulen und Kindergärten wollen wir ja auch draußen noch reichlich Spielfläche rund ums Gebäude haben. Da haben wir uns mit den spielenden Kindern gefreut, denn der Einbau eines Aufzuges sollte bei einem Neubau nicht allzu schwierig sein.
Oder doch?
Da besichtigten wir vorige Woche den Neubau der Kita Habichtshöhe. Am Freigelände wird noch gearbeitet, aber drinnen ist alles schick und geräumig, von den Kindern auch bereits in Beschlag genommen. Nur: zwei Gruppenräume und der große Turnraum für alle sind oben, und kein Aufzug führt hin.
Zwei Tage später betrachten wir die Pläne für die Erweiterung und fällige Modernisierung der Josefschule, die schon von jeher zweigeschossig ist. Auch hier: Kein Aufzug.
Bei genauerer Betrachtung gibt es aber zwischen der „Habichtshöhe“ und der Josefschule einen wesentlichen Unterschied. In der Josefschule sind oben nur Standard-Klassenräume untergebracht. Nichts spricht dagegen, dass eine Klasse vom ersten bis zum vierten Jahr im gleichen ebenerdigen Klassenzimmer bleibt.
In der Kita sieht die Sache anders aus. Gerade in Reaktion auf die vielen Kleinkinder, die heute bereits eine Kita besuchen, entschied sich der Träger hier für ein neues Konzept: weg von der altersgemischten Gruppe, hin zur altersähnlichen Gruppe. Aber ähnelt das nicht dem, was in Schulen ohnehin seit jeher üblich ist? Nein, denn die Gruppenräume und ihre Nebenbereiche sind altersgemäß sehr verschieden ausgestattet. Unten für die Kleinen auch mit Krabbelzonen und Bettchen für die Mittagszeit, oben für die Größeren mit vielfältigen Aktionszonen. Alles gut durchdacht.
Aber was wird sein, wenn der Tag des Umzugs kommt? Möchten Sie einem vierjährigen Kind sagen: „Nein, Du darfst nicht mit deinen Freunden nach oben ziehen; weil du gehbehindert bist, wirst du zwei weitere Jahre bis zur Einschulung bei den Kleinen bleiben müssen.“?
Ich möchte das nicht.