Mit viel Spannung hatten viele Emsdettener*innen der Podiumsdiskussion der BM-Kandidat*innen entgegengesehen. Die 570 Plätze im Bürgersaal waren innerhalb von 73 Minuten ausverkauft. Natürlich waren im Publikum viele Gesichter aus den politischen Parteien zu sehen, aber auch aus der Stadtverwaltung, die neugierige auf einen möglichen neuen Chef waren. Oder doch lieber eine Chefin?
Der amtierende Bürgermeister, Oliver Kellner von den Grünen, setzte wenig überraschend auf ein „Weiter so“ und wies alle Kritik an der Verwaltung zurück. CDU-Kandidat Daniel Hellwig sprach immer viel von sparen und priorisieren, sagte aber bei allen inhaltlichen Themen „hier nicht“. Das einzige, was übrig blieb, war die Stadtverwaltung. Naja, nicht ganz. Da will er eine Extra-Kraft zum Taubendreck-Beseitigen anheuern. „Liste“-Kandidat Detlef Gritz schaffte es, jedes Thema mit Bemerkungen zur Nachbarn-Mitsprache bei Nachverdichtung zu beantworten. Bis zu dem merkwürdigen Schwenk, wo er die 1950er Jahre als Vorbild für die Kinderbetreuung abfeierte.
Kitas
Darauf wusste SPD-Kandidatin Eva Nie die richtige Antwort. Kitas sind vorschulische Bildungseinrichtungen, die nicht nur unserer Gesellschaft ermöglichen, auf das Wissen und die Kompetenz von Müttern im Berufsleben zurückzugreifen. Sie vermitteln Kindern auch wichtige Fähigkeiten in den verschiedensten Bereichen von Sprache bis Motorik und bieten den Raum, mit vielen anderen Kindern Gemeinschaft zu lernen. CDU-Hellwig hingegen wiederholte die Ansicht, dass vor allem wohlhabende Eltern vor hohen Gebühren geschützt werden müssten.
Mobilität
Emsdetten als Gemeinschaft zu verstehen, lag auch anderen Antworten von Eva Nie zugrunde. Verkehrsplanung für Fahrrad oder Auto? Das muss sich ergänzen. Die vielen Menschen, die in unserer Stadt mit dem Fahrrad unterwegs sind, sollen sich dabei sicher fühlen. Wer, etwa aus gesundheitlichen Gründen, aufs Auto angewiesen ist, soll sich nicht ausgeschlossen fühlen.
Wer mit dem Zug nach Emsdetten einpendelt, soll auch in der Frühe zu Schichtbeginn einen Bus ins Industriegebiet nehmen können. Hier docken wir gleich bei zwei der großen Themen an: dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen und der Wirtschaftsförderung.
Wirtschaft
Eine starke Wirtschaft ist die Voraussetzung für eine gute Steuerkraft und damit für alle Leistungen, die die Stadt für ihre Bürger*innen erbringt. Darin waren sich die meisten Kandidierenden einig. Danach wurde es manchmal schwammig. Nie fand auch hier klare Worte dafür, dass hier die Verwaltung noch Raum nach oben hat, wenn es etwa um die Bearbeitung von Bauanträge geht. Ihre Worte verdeutlichten ganz klar ihre Kompetenz darin, Verwaltungsstrukturen effizienter zu gestalten, ohne deswegen die Qualität zu verringern.
Sparen lässt sich auch im Bauwesen. „Es muss nicht immer die ‚Gold-Lösung‘ sein.“ Das weiß Eva Nie auch aus persönlicher Erfahrung. Halb so teure Steine erfüllen ihren Zweck meist ebenso gut. Und so stolz die Stadtverwaltung zurecht auf ihr Fördermanagement ist, so wenig ist sei es nötig, zusätzliche Projekte nur deshalb ins Programm aufzunehmen, nur weil zufällig gerade der passende Fördertopf dafür da ist.
Kellner und Hellwig betonten beide, künftig ihre guten Kontakte zur schwarz-grünen Landesregierung nutzen zu wollen. Fein. Warum haben sie das bisher noch nicht getan? Emsdetten hätte es brauchen können.
Erst bei den Publikumsfragen konnten die Kandidierenden sich sich auch zu Jugendthemen äußern. Fragen nach dem städtischen Umgang mit dem Klimawandel wurden gar nicht gestellt, trotz einer Rekordlänge der Veranstaltung von vier Stunden.