„Wenn die Rente nicht reicht“

Bürgermeister-Kandidatin Eva Nie hilft bei der Tafel mit

Montagmorgen, 10 Uhr. In den Räumen der Tafel Emsdetten herrscht bereits Hochbetrieb. Die ersten Lieferfahrzeuge waren heute ungewöhnlich früh da – entsprechend sind viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bereits seit kurz vor halb zehn im Einsatz. Die Lebensmittel werden sortiert, geprüft, geputzt: Was ist noch verwendbar? Was muss entsorgt werden?

Mitten unter ihnen: Bürgermeisterkandidatin Eva Nie. Sie ist nicht zum Fototermin gekommen – sondern, um selbst mit anzupacken. „Ich wollte mir selbst ein Bild machen“, sagt sie. Auslöser war eine Diskussion über Pfandringe an Mülleimern – mit der Frage, ob es wirklich so viele Menschen gibt, die auf Flaschenpfand angewiesen sind. „Statt zu spekulieren, wollte ich die Realität vor Ort kennenlernen.“

Empfangen wurde sie von Herrn Thomas Viefhues, der die Tafel hauptamtlich seitens des Caritasverbandes Emsdetten – Greven leitet und koordiniert, sowie vom ehrenamtlichen Leiter Konrad Uhlenbrock zuständig für die Montagsschicht (Montagsausgabe). Die beiden erklärten ihr nicht nur die Abläufe vor Ort, sondern auch die strukturellen Herausforderungen im Hintergrund.

Hilfe, die ankommt – bei über 320 Haushalten

Die Zahlen sprechen für sich: Über 320 Tafelausweise mit z.Zt. 775 Haushaltsangehörige Personen sind derzeit bei der Tafel registriert. Viele von ihnen sind Rentnerinnen und Rentner, die mit ihrer monatlichen Rente schlicht nicht mehr auskommen. Die Ausgabe erfolgt fair: Jede Familie zahlt drei Euro – unabhängig von der Anzahl der Personen.

„Andere Tafeln verlangen pro Haushalt– bis zu acht Euro. Das macht hier den Unterschied: Es geht um Würde“, so Nie.

180 Freiwillige stemmen das System – doch es droht Überlastung

Rund 180 Ehrenamtliche tragen den Betrieb der Tafel – mit beeindruckendem Engagement. Doch die Grenzen sind spürbar. „Alle organisatorischen Aufgaben, von Spendenquittungen bis zur Fahrzeugpflege, lasten auf freiwilligen Schultern“, erklärt Herr Uhlenbrock. „Für viele Bereiche wäre eine hauptamtliche Unterstützung – von öffentlichen Stellen refinanziert – eine enorme Entlastung.“

Gerade im Sommer werde es schwer, alles aufrechtzuerhalten: Ehrenamtliche sind im Urlaub, frische Ware verdirbt schneller. Auch die Fahrzeuge verursachen laufende Kosten – Diesel, Wartung, Reparaturen. „Das alles wird gestemmt von Menschen, die ihre Zeit schenken – das verdient höchsten Respekt“, betont auch Herr Viefhues.

Nicht nur sozial, auch ökologisch ein Gewinn

Ein Aspekt, der oft übersehen wird: Die Tafel verhindert Lebensmittelverschwendung im großen Stil. „Die Menge an Lebensmitteln, die heute verarbeitet wurde, hätte einen kleinen Supermarkt füllen können. Ohne die Tafel wäre das alles im Müll gelandet“, erzählt Nie. Was nicht mehr für den Verzehr geeignet ist, wird in die Biotonne gegeben.